Der Mann für alle Fälle

Quelle: WAZ vom 15.10.2014; Autor: Marcel Dronia

Friedhelm Hinnerkott ist seit 61 Jahren Mitglied beim TSV Heimaterde. Wenn in der Fußball-Abteilung des TSV Heimaterde einmal Not am Mann ist, dann ist er zur Stelle. Auf der Anlage muss etwas repariert werden. „Friedhelm, siehst du mal nach?“ Jemand muss zur Sportschule Wedau fahren, um Spielerpässe abzuholen. „Friedhelm, wärst du so lieb ..?“ Ist er. Friedhelm Hinnerkott ist die gute Seele beim TSV. Und das nun schon seit mittlerweile 61 Jahren.

Im Alter von elf Jahren kam Hinnerkott zum TSV. Aufgewachsen am Amundsenweg in unmittelbarer Nachbarschaft der Platzanlage am Finkenkamp kickten die Jungs damals zunächst auf der Straße, ehe sie sich dem Verein anschlossen. „Damals gab es hier noch keine Umkleiden, wir haben uns immer im Krug zur Heimaterde umgezogen und unter kaltem Wasser geduscht“, erinnert sich der heute 72-Jährige an diese Zeit. „Ich war nicht der schlechteste Mittelstürmer“, sagt Hinnerkott, der zunächst alle Schülermannschaften des TSV durchlief und mit 18 Jahren in die erste Mannschaft kam. Damals waren vor allem die Derbys gegen Rot-Weiß Mülheim, den MSV 07, den RSV und den Turnerbund Heißen heiß umkämpft. „Montags stand er oft in der Zeitung“, erzählt seine Frau Marian stolz. „Er hatte als Stürmer den richtigen Riecher.“ Über 500 Spiele bestritt „Hinnerkuti“, wie er einst in Anlehnung an den legendären ungarischen Mittelstürmer Nándor Hidegkuti genannt wurde, in der ersten Mannschaft des TSV Heimaterde. Selbst während seiner Zeit als Soldat in der Lüneburger Heide blieb er stets Mitglied seines Heimatvereins. Später kickte er bis zum 45. Lebensjahr in den Alten Herren und gründete nach seiner aktiven Zeit mit einigen alten Teamkameraden die Turngruppe „Die Jedermänner“, die seit den 70ern bis heute besteht.

Duell mit Reinhard Rauball

Auch im Beruf ließ ihn der Fußball nie ganz los. Der gelernte Maler und Anstreicher bekam kurz vor der Meisterprüfung plötzlich eine Allergie, die alle Ziele in diesem Beruf zunichte machte. Über seine Frau, die im Büro des Landgerichts arbeitete, bekam er eine Anstellung als Justizwachtmeister. Dabei verstärkte er auch die Fußballmannschaft des Landgerichts. Bei einem Turnier zwischen Gerichtsteams spielte er einst unter anderem gegen Reinhard Rauball. An diese Begegnung erinnert sich Friedhelm Hinnerkott jedes Mal, wenn er den heutigen Präsidenten von Borussia Dortmund im Fernsehen sieht.

Komplette Familie im TSV

Nach über 60 Jahren auf der Heimaterde hat Hinnerkott mittlerweile seine komplette Familie mit dem TSV-Virus infiziert. Die drei Töchter sind Übungsleiterinnen und Kampfrichterinnen in der Turnabteilung. Nadine und Miriam leiten eine Kinderturngruppe, Noelle eine Sportstunde für Vorschulkinder. Eines der Kinder ist die kleine Enkeltochter Rosalie. In der zweiten Fußballmannschaft spielt zudem der Schwiegersohn des Ehepaars Hinnerkott. „Der Verein ist eine Plattform für Lebenssinn“, sagt Friedhelm Hinnerkott. „Das Engagement und das Miteinander zählen.“ In „seinem“ TSV hat der 72-Jährige bisher fast jede Position bekleidet. Nach der aktiven Zeit war er Jugendtrainer, Abteilungsleiter sowie später Stellvertreter des Abteilungsleiters. Mittlerweile ist Friedhelm Hinnerkott Ehrenmitglied, Mitglied des Ältestenrates und Ehrenamtsbeauftragter. Bei jedem Heimspiel der ersten Mannschaft ist er auf der Anlage und macht sich als Kassierer nützlich. Darüber hinaus erledigt er sämtliche Kleinigkeiten, die gerade anfallen. Noch immer in der direkten Nachbarschaft des Finkenkamps wohnend ist der 72-Jährige immer spontan zur Stelle. „Ich bin so etwas wie das Männeken für alles“, beschreibt er selbst seine Rolle. Friedhelm Hinnerkott hat im TSV Heimaterde mehr als nur eine zweite Heimat gefunden.

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