Das Heimaterder Mädchen für alles

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Artikel aus der WAZ vom 21.03.2017 (Serie: die gute Seele) von Mareike Lickfeld

Achim Zahn ist schon auf der Heimaterde groß geworden. Mit seinen Eltern hat er am Finkenkamp nahe der Platzanlage gewohnt. Da war es klar, dass er auch dort das Fußballspielen lernt. Das ist jetzt schon über 40 Jahre her. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist „Zahni“ im Verein TSV Heimaterde.

„Damals kam der Kassierer noch an die Haustüre, um die Mitgliedsbeiträge einzutreiben. Da sah hier alles noch etwas anders aus“, erzählt der 53-Jährige. Was aber geblieben ist, sei das Zusammengehörigkeitsgefühl, das er an seinem Club sehr schätzt. „Wir sind irgendwie schon eine eingeschworene Gemeinschaft hier“, sagt er schmunzelnd.

Sein offizielles Amt im Verein ist das des Fußball-Obmanns. „Inoffiziell könnte man aber sagen, ich bin hier das Mädchen für alles“, lacht er. Das heißt, er kümmert sich um die Ausrüstung der Mannschaften, organisiert Turniere und Festlichkeiten aller Art und nimmt auch mal kleine Reparaturen an der Platzanlage vor.

Abteilungsleiter ja, Clubwirt nein

Wie in jedem Verein gebe es natürlich auch hier und da Unstimmigkeiten. Dann springt er als Schlichter in die Bresche und versucht die Wogen zu glätten. „Er ist eigentlich immer bemüht, jedem mit Rat und Tat zur Seite zu stehen“, so ein Vereinsmitglied über „Zahni“.

Beispielsweise als zu Beginn der laufenden Saison der amtierende Abteilungsleiter zurücktrat, hat Zahn nicht lange gezögert und den Posten kommissarisch übernommen. „Jetzt habe ich im Verein eigentlich schon alles gemacht“, er überlegt kurz und grinst, „außer vielleicht Clubwirt“.

Besonders die Junioren liegen Zahn am Herzen

Begonnen hat er als Spieler, mit 22 Jahren übernahm er die erste Jugendmannschaft, um dann später als Trainer in den Seniorenbereich zu wechseln. Seine Funktionärs-Laufbahn startete er als sportlicher Leiter, seit zwei Jahren bekleidet er die Position des Fußballobmanns.

In dieser Funktion ist er ein wichtiges Bindeglied zwischen Senioren- und Jugendbereich. Denn Zahn ist besonders daran gelegen, dass sich die Jugendlichen im Verein wohl fühlen und später in den Seniorenbereich hineinwachsen. „Eine gute Jugendarbeit ist unerlässlich für uns. Wir sind nicht unbedingt auf Rosen gebettet und können neue Spieler nicht mit Geld zu uns locken“.

Nicht ohne Stolz weist er darauf hin, dass im kommenden Jahr etwa 15 Spieler aus der eigenen Jugend die Herrenmannschaften verstärken. So werden die Schwarz-Weißen 2017/18 eine vierte Mannschaft ins Rennen schicken. „Das ist schon ein schönes Gefühl, wenn Spieler, die man schon seit den Bambinis kennt, plötzlich mit den Großen auf dem Platz stehen.“

Drei bis fünf Tage pro Woche am Platz

Auf dem Platz steht er selbst übrigens auch noch, als Torwart der Ü40-Mannschaft, die er selbst ins Leben gerufen hat. „Er ist sich aber auch nicht zu schade in anderen Mannschaften auszuhelfen, wenn Not am Mann ist“, erzählt ein Mannschaftskollege. Kürzlich stellte er sich kurzerhand als Ersatztorhüter für die erste Mannschaft, die aktuell in der Kreisliga A spielt, zur Verfügung.

Drei bis fünf Mal in der Woche trifft man Zahni am Platz. „Das ist schon viel Freizeit, die man opfert. Aber das macht man ja gern.“ Es sei auch nicht immer einfach gewesen, dies in den Arbeits- und Familienalltag zu integrieren, so Zahn, der im Kundendienst für Tankstellentechnik tätig ist.

Die ganze Familie Zahn ist schwarz-weiß

Aber entweder man ist eben ein Vereinsmensch oder nicht. Eben diese Eigenschaft hat er auch seinen beiden Kindern mitgegeben. „Meine Tochter habe ich schon als Kind immer mitgenommen, da war sie sowas wie unser Mannschaftsmaskottchen“, so das TSV-Urgestein.

Das Töchterchen ist mittlerweile verlobt und wen wundert’s, der Zukünftige ist auch bei den Schwarz-Weißen aktiv. Sein Sohn wird in diesem Jahr volljährig, engagiert sich ebenfalls im Club. „Der tritt bestimmt mal in meine Fußstapfen.“

Der TSV soll wie eine große Familie sein

Wenn der zweifache Familienvater gerade nicht beim Fußball ist, verbringt er seine Zeit mit seiner Frau beim Fahrrad und Motorrad fahren. Zudem ist er in zwei Kegel-Clubs aktiv. Die Kegelclubs haben sich aus ehemaligen TSV-Spielern gegründet.

Dass Ehemalige den Bezug zum Verein nicht verlieren, dafür setzt sich der Obmann und Interimsabteilungsleiter ebenso ein. „Wir versuchen aktuell ein Ehemaligen-Treffen in den Osterferien zu organisieren“, erzählt er. Dann soll wieder die ganze TSV-Familie zusammenkommen.

Nur einmal sei er seinem Verein in all der Zeit untreu geworden. „Da war ich mal ein halbes Jahr beim RSV Mülheim. Natürlich waren da auch viele nette Leute, aber das war halt nicht so wie Zuhause“, meint er rückblickend. Nicht so wie auf Heimaterde. Da ist der Name für Zahni Programm.

Quelle: https://www.waz.de/sport/lokalsport/muelheim/das-heimaterder-maedchen-fuer-alles-id209998223.html
Foto: Herbert Höltgen